KOBOLD – Ein Antikmodell neu aufgelegt

In einer uralten Modellbauzeitschrift, der Novemberausgabe 1959 von »Modellbau und Basteln« warb der Ferdinand Krick Verlag für seine neuen Baupläne und Baukästen. Darunter der Kobold. ein frei fliegendes Sportmodell mit 128 cm Spannweite für Verbrennungsmotoren mit 1 bis 1,5 cm³. Erwähnt wurde die besonders bruchfeste Bauweise, und ein Preis von DM 15,85 für die Werkstoffpackung mit Bauplan. Später fand sich das Modell dann auch im Sortiment des Herstellers HAWEGE. Genau wie die bekannten Minigum-Modelle entstand dieses Modell auf dem Reißbrett von Harald Yung aus Leipzig. Kürzlich wurde der Bausatz von Ralf »Ralle« Schneider in Laserqualität neu aufgelegt. Einer der ersten Bausätze landete auf meinem Basteltisch. Wie ungewohnt ist die Bauweise? Welche Details können heute noch überzeugen? Was geht heute besser oder einfach nur anders?

Ein gewöhnlicher Hochdecker?

Auf den ersten Blick erscheint der kleine Hochdecker nicht ungewöhnlich ausgelegt zu sein. Lediglich das weit nach vorn gezogene Fahrwerk hinterlässt ein wenig »Antik«-Gefühl. Das Öffnen der Bausatzverpackung zeigt die ersten Besonderheiten. Kein Balsa, sondern dünnes und dünnstes Sperrholz. Für einen im »Balsa-Zeitalter« aufgewachsenen Modellbauer ist die Sperrholzbauweise ein wenig ungewohnt. Die Laserteile sind großartig. Und dann Kiefernleisten unterschiedlicher Abmessungen. Die Zeichnungen der Bauanleitung sind ausführlich und von sehr guter Qualität. Sie liegen in historischer Form (schwarz) und modernisierter (rot) vor, alles sehr übersichtlich und durchdacht. Sehr nützlich ist die Stückliste. Damit können die einzelnen Leisten eindeutig dem jeweiligen Bauteil zugeordnet werden, bevor die Säge das erste mal zugebissen hat. Jedes Leistenstück bekommt per Bleistift seine Teilenummer. Das erspart später den Gang zum Leistenhändler. Einige der Kiefernleisten benötigen vor dem Einbau etwas Zuwendung mit dem Schleifklotz, die Toleranzen der Querschnitte sind hier und da recht groß. Insgesamt hält sich der Vorbereitungsaufwand in Grenzen, nach kurzer Zeit kann der Zusammenbau beginnen.

Vom Leiterkasten zum Rumpf

Der Rumpf entsteht als filigrane Konstruktion, zwei identische Leitern, die später die Rumpfseiten bilden. Genaue Vorfertigung der Leistenstücke ermöglicht einen schnellen und spannungsfreien Rohbau. Ganz schön ungewohnt für einen Flugmodellbaukasten der heutigen Zeit, aber damals Stand der Technik. Der rechteckige Rumpfquerschnitt bekommt später noch kleine runde Segmente aufgesetzt, damit verschwindet das »Kastenfeeling« und eine harmonische Form entsteht. Das Ergebnis ist beeindruckend leicht. Am Anfang habe ich jedoch Zweifel, ob dieses filigrane Gebilde fest genug sein wird, den vorgesehenen Modelldiesel zu halten. Besonderes Augenmerk erfordern die stumpfen Punktklebungen am Leistengitter. Hier spielt die Wahl des richtigen Klebstoffs eine wichtige Rolle. Klebestellen, die später z.B. durch den Spannlack wieder angelöst werden, gefährden die Festigkeit der Rumpfkonstruktion. Hier ist der klassische Weißleim die bessere Alternative. Auch bietet es sich an, die wichtigen Knotenpunkte durch Verstärkungsdrei- oder Vierecke aus dünnem Sperrholz oder Zeichenkarton zu sichern.

Antriebsfragen

Als Antrieb für den Kobold kommt nur ein historischer Modelldiesel in Frage. Ein 1 cm³ Jena Selbstzünder wartete schon seit vielen Jahren auf seinen Flugeinsatz. Erst einmal galt es, die Spuren von fast 50-jähriger Untätigkeit aus der Laufgruppe herauszuarbeiten. Der kleine Motor mit dem roten Zylinderkopf steuert den Einlass des Kraftstoff-Luft-Gemischs mit der Unterkante des Kolbens, eine heutzutage eher selten verwendete Technik, die den Vorteil hat, dass das Triebwerk ohne Veränderung in beide Drehrichtungen laufen kann. Der Nachteil dieser Lösung ist eine geringere Motorleistung. 

Schnellstart per Feder

Der nach Jahren immer noch schachtelneue Motor ist mit einer sogenannten Schnellstartfeder ausgestattet. Diese ermöglicht einen automatischen Motorstart. Wenn Vergasernadel und Kompression richtig eingestellt sind, wird etwas Kraftstoff angesaugt, die Feder an der Luftschraube eingehängt und das ganze einige Umdrehungen gegen die Laufrichtung gespannt. Losgelassen und der Motor läuft. Soweit die Theorie. Da es die Schnellstartfeder nur für den Linkslauf gibt, hatte ich extra eine entsprechende Luftschraube besorgt. In der Praxis hat die Schnellstartfeder ihrem Namen leider keine Ehre gemacht. Sie hat zwar nach einiger Vorbereitung und mehreren groben Flüchen den Motor gehorsam gestartet. Nach einigen Sekunden Laufzeit  hatte sie sich jedoch im Propeller verfangen und um Luftschraube und Motorgehäuse gewickelt. Also ab damit und zurück in die Schachtel. Ohne Feder und mit einer … 

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 11/2023 MFI Magazin.

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