Schwalbe aus Rumänien – Hirrus

Drohne als Modellflugzeug
Als Drohne konzipiert und als Modellflugzeug eingesetzt – das ist durchaus kein Widerspruch in sich. Die Designer und Techniker der rumänischen Firma AFT (Autonomus Flight Technologies) haben fast alle den Modellflug zum Hobby. Hierauf basierend, entwickelten sie eine Reihe von Drohnen für unterschiedlichste zivile und militärische Verwendungszwecke, darunter die Hirrus (das rumänische Wort für Schwalbe). Was mit großem Enthusiasmus in der Hobbywerkstatt begann, hat sich mittlerweile zu einer gut aufgestellten und prosperierenden Firma entwickelt. Der Schwerpunkt von AFT liegt natürlich damit auch heute in der Entwicklung und kommerziellen Vermarktung ihrer unterschiedlichen Drohnen; dem Modellhobby sind die Gründer der Firma Emanuel Popp und Ionel Mândru in ihrer Freizeit jedoch treu geblieben.

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Auf den 2008 noch lockeren Zusammenschluss von Modellfliegern wurde ich aufmerksam, als ich im Zentrum Bukarests einen großen Modellhubschrauber entdeckte, der mitten im dichtesten Verkehr seine Kreise drehte. Und das störte absolut niemanden – im Gegenteil, viele Passanten auf der Hauptgeschäftsstraße schauten den Flugeinlagen interessiert zu. Diese Jungs musste ich kennenlernen, die hier so unbekümmert im Zentrum der Großstadt umherflogen. Und da saßen sie dann hinter einer Schaufensterscheibe und freuten sich wie Schneekönige, dass ihr Heli offensichtlich völlig autonom durch die Häuserschluchten brummte.

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Der Hirrus verfügt über zwei Haken, die auf dem Katapult in den Gummizug greifen. Für den Modellflugbereich steht so ein Katapult in der Regel nicht zur Verfügung –

Der erste Kontakt wurde hergestellt, und da ich zu der Zeit nur wenige Meter von diesem zur Modellwerkstatt umfunktionierten Ladengeschäft entfernt wohnte, wusste ich sofort Bescheid, wenn dort Betrieb war. Immer wenn ich Zeit hatte, hing ich dort ab; aus der Bekanntschaft wurde Freundschaft. An den Wochenenden ging es zusammen hinaus zu den umliegenden Modellflugplätzen, um die neuesten Modelle auszuprobieren. Dabei hatten die Freunde aus Bukarest immer etwas Experimentelles dabei. Die Fernsteuerung wurde nur zu Start und Landung oder als Not-Backup eingesetzt; sonst flogen die Modelle allesamt nach vorprogrammierten Routen oder durch Computersignale in Höhe und Richtung dirigiert. Heute kann man solche Steuerungen im Modellbaugeschäft kaufen – 2008 war die Technologie aber sehr beeindruckend, zumal diese Steuerung und Technik aus reinem Forschungsdrang und technischer Begeisterung selbst entwickelt und immer weiter perfektioniert wurde.

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deshalb reicht ein deutlich vor dem Schwerpunkt mittig eingelassener Hochstarthaken aus.

Es dauerte nicht lange, dass die ersten Kunden diese Flieger für eigene Vorhaben anmieten wollten. Emanuel und Ionel gründeten die erste kleine Firma und produzierten in der Hobbywerkstatt die erste Serie an Schulterdeckern mit ca. drei Metern Spannweite. Diese sollten nach einem vorprogrammierten Flugprogramm als Ziele für Richtübungen und spätere Abschussziele für Luftabwehrwaffen des Militärs dienen. Das funktionierte hervorragend, Schon 2009 konnte man über eine mobile Bodenstation (VW-Bus) Telemetriedaten über Entfernungen von bis zu 35 Kilometern senden und empfangen. Und damit war man bei den Profis angelangt, denn über solche Reichweiten Richtziele mit hoher Präzision und Zuverlässigkeit zu steuern, ist dem Modellflugbereich schon weit entrückt.

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Das Heck des Hirrus ist ebenso wie die anderen Zugangsklappen leicht abnehmbar.

Die Firma entwickelte sich rasant weiter; heute sind die Experten von AFT gut im Geschäft etabliert. Man hat Kooperationen mit französischen und deutschen Luftfahrtunternehmen geschlossen, produziert unterschiedlichste Drohnen und entwickelt diese ständig weiter. Ein Blick auf die AFT-Website www.aft.ro gibt einen Überblick über Systeme und die Fähigkeiten der Firma.

Neben aller Geschäftsentwicklung ist der Modellbaubereich nicht generell ins Abseits gestellt worden. Emanuel und Ionel haben mir zum Beispiel die beiden Rohmodelle für zwei Großsegler Foka und Lunak mit ihren CNC-Maschinen als Styromodelle erstellt. Aus diesen wurden die Urmodelle für die folgende Serie bei KD-Flugmodellbau hergestellt. Andere Maschinen wie ASH 31 und d.H. Mosquito folgten.

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Es ist mit dem Motorspant soweit vorbereitet, dass nur noch der Motor innen eingeschraubt werden muss.

Kürzlich besuchten mich die beiden Chefs der Firma hier in Deutschland. Als Gastgeschenk brachten sie natürlich ihren landestypischen, selbst gebrannten Pflaumenschnaps mit – und quasi als Beigabe die neueste Drohne aus dem AFT-Programm (natürlich ohne jegliche Missionselektronik oder -sensorik, aber die braucht ein Modellflieger ja nicht). Es handelt sich um den Hirrus, eine futuristisch anmutende, gepfeilte Nurflügelkonstruktion mit 235 cm Spannweite in Voll-GfK-Bauweise. Die Drohne (oder in meinem Fall das Modell) ist für einen Elektroantrieb im Heck vorgesehen. Der Prototyp flog noch mit einem 4,6 MVVS Pro Sport und Reisenauer Micro-Gear-Getriebe, in der Serie werden 5,6/690 Glider von MVVS eingesetzt.

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…Ein leichter 50er Spinner schließt das Heck ab. Die warme Luft wird aus der oberen Lüftungsöffnung abgesaugt. …

Der Hirrus soll seine Missionssensorik geräuschlos in den Einsatz tragen und mit Flugzeiten von bis zu drei Stunden Aufklärungsdaten über z. B. Migrationsbewegungen, Verkehrsknotenpunkte, Umweltverschmutzungen etc. zeitverzugslos an seine Auswertestellen übermitteln. Mit Elektronik und Akkus vollgestopft, liegt das Gewicht dann bei bis zu 7,5 kg. Das ergibt für die geringe Spannweite eine ordentliche Flächenbelastung. Resultierend hieraus kann der voll ausgerüstete Hirrus nur per Startkatapult auf die notwendige Fluggeschwindigkeit gebracht werden. Erst einmal in der Luft, ist der benötigte Vortrieb aufgrund eines am Computer entworfenen, widerstandsarmen Designs eher gering; das lässt enorme Flugzeiten zu.

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… Leistungsmäßig sicherlich nicht so effektiv wie ein Propeller, könnte jedoch als Antrieb auch ein maximal 90er E-Impeller in den Rumpf gebaut werden. Eine interessante Alternative.

Ohne jegliche Sensorik und Zusatzakkus  wiegt der Hirrus flugfertig nur 2.850 Gramm – perfekt für den Einsatz als Modellflugzeug! Der MVVS-Antrieb mit Cam Prop 15 x 10 von aero-naut und robbe Roxxy 50 A-Regler wurden im Modell belassen, zwei Flächenservos Hitec HS 125MG eingebaut und vorne in der Nase nicht nur für eine lange Flugzeit, sondern auch zum Einhalten des Schwerpunkts ein 4s-LiPo 5.000 mAh, 35C positioniert. Das war’s auch schon: Es kann geflogen werden.

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In der Drohnenvariante ist der in einem speziellen Schacht ingebrachte Fallschirm Pflichtausstattung. Die Drohne wird nur mittels Computereingaben gesteuert und kann nicht konventionell gelandet werden. …

Der Hirrus ist eine Voll-GfK-Konstruktion; allerdings verzichtet AFT vollständig auf jedweden Stützstoff à la Herex oder Schaumlage. Zur Erzeugung einer ausreichenden strukturellen Festigkeit werden die Halbschalen der Flächen und des Mittelstücks in der Form über ein Holzgerüst geharzt. Dieses besteht aus mit Kohlegewebe beschichteten 3-mm-Sperrhölzern. Die Konstruktion ist so intelligent aufgeführt, dass später keinerlei Klebearbeiten mehr nötig werden. Sämtliche Spanten und Aufnahmen für RC, Elektronik und Sensorik sind schon fertig vorbereitet. Das gilt auch für die Flächen: Steckung, passende Servobretter und Steckverbindungen für die Servos zum Rumpfteil sind fertig. Hier sorgen Stützrippen und Holme für die notwendige Festigkeit. Die Passungen sind so exakt, dass die Flächen nur mittels kleiner Multiplex-Schnapper und die großen Winglets mittels eingelassener Magnete in Position verbleiben. Und das will angesichts der sonst …

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 2/2015 des MFI Magazins.

httpv://www.youtube.com/watch?v=o97WZmkquXY

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