Microsoft – Flugsimulator 2020

Nachdem ich in einem vergleichsweise trockenen Bericht in MFI 02 / 2021 darlegen durfte, wie man Microsofts aktuellen Flugsimulator mit Hilfe des Joystick-Modes handelsüblicher Fernsteuersender betreiben kann, möchte ich in diesem Teil für all diejenigen Interessenten eine Alternative aufzuzeigen, welche »nur« über einen Sender ohne Joystick-Mode verfügen. Zugleich ist diese Anschlussvariante aber auch eine für Besitzer eines Joystick-fähigen Senders durchaus überlegenswerte Alternative!

Fliegen mit dem eigenen RC-Sender, Teil 2

In der zwischenzeitlichen Praxis mit Microsofts Flugsimulator hat sich nämlich herauskristallisiert, dass, zumindest beim Joystick-Mode der von mir zum Testen benutzten Sendertypen mz-12 Pro, mz-16 und mz-32 von Graupner, alle Steuersignale »pur« auf den PC übertragen werden. D. h. ohne jegliche Beeinflussungsmöglichkeit per Senderprogrammierung. Im Vergleich zu modernen Sendern sind jedoch die simulatorseitigen Einstellmöglichkeiten nur als sehr bescheiden zu bezeichnen. So gibt es beispielsweise zwar für das Höhenruder eine extra zuzuweisende Trimmmöglichkeit per Schieber oder Drehgeber, für Quer und Seite jedoch nur ein per Tastatur oder Tastschalter am Sender zu betätigendes Tip-Tip-Verfahren. Schmerzlich vermisst habe ich auch für uns Modellflieger so selbstverständliche Optionen wie z. B. Dual Rate / Expo.

Bild 1

Diese und ähnliche Einschränkungen lassen sich allerdings relativ einfach umgehen indem ggf. nicht der Joystick-Mode benutzt wird, sondern die Steuersignale nach dem folgenden Prinzip übertragen werden: Sender sendet ganz normal an Empfänger, dieser leitet die empfangenen Servosignale per Kabel weiter an einen per USB am PC angeschlossenen und mit der Aufgabe der Signalkonvertierung »RC zu Joystick« betrauten Adapter. Da aber nichts umsonst ist, wie man so schön sagt, ist in diesem Fall der Signalweg genauso lang wie sich das liest, wodurch eben auch die dabei entstehenden Signalverzögerungen bzw. deren Latenz, wie der Fachmann sagen würde, vergleichsweise höher ist.

Bild 2

Wireless Multi-Sim Adapter RX2SIM

Nun ja, »wireless«, sprich kabellos, ist dieser Multi-Sim-Adapter nun nicht wirklich. Wireless im Sinn des Worts ist nur die Verbindung zwischen RC-Sender und dem am Multi-Sim-Adapter per Kabel angeschlossenen Empfänger. Am seinem anderen Ende steckt der Multi-Sim-Adapter auch nicht kabellos in einem USB-Port. Das Gute daran aber ist, dass auf diesem Weg sowohl der Adapter als auch der Empfänger aus dem USB-Port mit Strom versorgt wird … wenn er denn auch genug liefern kann. Dem Hören nach sollen manche Empfänger mehr Strom benötigen als ein USB 2-Port standardmäßig liefern sollte, worauf man sich aber auch nicht immer verlassen kann.

Nach einem Rechtsklick auf das mit »RX2SIM Game-Controller« beschriftete Icon erscheint das entsprechende Kontextmenü.

Die physische Existenz derartiger Adapter war mir persönlich aus Veröffentlichungen rund um den vom Anbieter Ikarus Flugsimulatoren stammenden aeroflyRC schon länger bekannt. Deren technischer Hintergrund wurde aus den eingangs genannten Gründen für mich jedoch erst seit den ersten Gehversuchen mit dem MS Flugsimulator 2020 interessant. Im Rahmen der daraufhin gestarteten Suche nach einem passenden Gerät bekam ich von kompetenter Seite den Rat, mir doch mal den von Freakware, Lindinger, Schweighofer und vermutlich noch weiteren Händlern vertriebenen Wireless Multi-Sim Adapter RX2SIM anzusehen. Dieser Adapter, zum Zeitpunkt der Beitragserstellung zu Preisen von teilweise deutlich unter 40 Euro angeboten, sollte dem Tipp zufolge insbesondere eine vergleichsweise geringe Latenz haben. Sprich: Dessen Einsatz soll, zumindest bei Verwendung eines Summensignalverfahrens, eine gegenüber dem Joystick-Mode kaum spürbare Verzögerung nach sich ziehen. Was ich im Übrigen, so viel sei vorweggenommen, inzwischen bestätigen kann. Bild 1 zeigt den Adapter nebst Zubehör in seiner Klarsichtverpackung.

Den Button »Eigenschaften« anklicken und nun jedes Bedienelement bewegen und notieren, welches der Bedienelemente auf welche Funktion einwirkt. Also z. B. Seite bewegt Z-Achse usw. Sind alle sechs möglichen Kombinationen notiert, auf die Registerkarte »Einstellungen« wechseln und darauf den Button »Kalibrieren« anklicken.

Neben den über das mitgelieferte dreipolige Patch-Kabel übertragenen Summensignalen kann der Wireless Multi-Sim-Adapter RX2SIM im Einzelsignalverfahren auch die an den Empfängerausgängen anliegenden Standard-Servosignale verarbeiten, indem bis zu acht dieser Empfängerausgänge per ebenfalls mitgeliefertem Kabel einzeln mit dem RX2SIM verbunden werden. Darüber hinaus sind für Spezialanwendungen noch eine zu Lehrer / Schülersystemen kompatible Klinkenbuchse und eine Buchse für Satellitensysteme vorhanden. Die Umstellung auf das jeweilige Verfahren erfolgt im Prinzip durch kürzeres oder längeres Drücken eines seitlichen Tasters. Genaueres dazu ist in der mitgelieferten Bedienungsanleitung zu finden. Wer sich im Vorfeld detaillierter für den RX2SIM interessiert, mag sich gerne auf den Internetseiten der zuvor erwähnten Händler umsehen.

Auf den ersten Blick verraten nur die eingeblendeten Instrumente und Anzeigen den Simulator. Und das wohlgemerkt auf keinem High End-Gaming-PC, sondern auf einem handelsüblichen Rechner mit etwas stärkerer Grafikkarte.

Da der Wireless Multi-Sim-Adapter RX2SIM stets nur die ersten acht Kanäle eines Sum-mensignals verarbeitet, kam mir im Laufe des Einarbeitens in diese Materie die Idee, diesen Fakt auszutricksen und infolgedessen die maximale Anzahl der insgesamt übertragbaren Kanäle zu erhöhen indem ein zweiter Multi-Sim-Adapter per Einzelsignalverfahren mit den Servoausgängen 9 und höher eines entsprechend ausgestatteten Empfängers verbunden wird. Gedacht, getan. Und – so viel sei vorweggenommen – es funktioniert. Der gleiche Trick funktioniert prinzipiell auch beim Summensignalverfahren, jedoch technisch auf anderer Ebene und nur unter zwei Voraussetzungen: Und zwar dann, wenn sich erstens empfängerseitig die vom Sender kommenden Eingangssignale der Kanäle 9 und höher auf die Ausgangskanäle 1 – 8 »umleiten« lassen UND sich zweitens diese »Umleitung« auch auf das jeweils integrierte Summensignalverfahren auswirkt! Bei den mir zur Verfügung stehenden Graupner-HoTT-Empfängern beispielsweise ist diese Option standardmäßig vorhanden, wenn auch normalerweise durch gleichkanalige Belegung von INPUT- und OUTPUT-Kanal nicht wirklich aktiv. Sobald jedoch diese Zuordnung so angepasst wird, dass der senderseitige Steuerkanal 9 auf den empfängerseitigen Ausgangskanal 1 umgeleitet wird, wird auch der Input von Kanal 9 auf das (ausgehende) Summensignal von Kanal 1 umgeleitet. Sinngemäß ist hernach der Ausgang 2 mit Eingang 10 zu »mappen«, wie die Profis das nennen, usw. (Bild 2).

Um eruieren zu können was denn eigentlich unter Griff zu verstehen ist, ist unten vor »Rawdaten anzeigen« ein Häkchen zu setzen, sodass die Seite wie in aussieht. Wie zuvor ist auch hier durch gezieltes Bewegen der …

Ein angenehmer Nebeneffekt eines derartigen Mapping gegenüber dem Einzelsignalverfahren ist die Möglichkeit der Verwendung zweier vergleichsweise günstiger Achtkanal-Empfänger anstatt einer Kombination eines Acht- und eines 16-Kanal-Empfängers. Darüber hinaus scheint die allgemeine Signalqualität beim Summensignalverfahren besser zu sein als beim Einzelsignalverfahren. Jedenfalls »zittern« bei mir die Positionsangaben auf der Justierseite der X- und Y-Achse während des nachfolgend beschriebenen Kalibriervorganges nur beim Einzelsignalverfahren sichtbar. Anmerkung: Aus elektrischen Gründen möchte ich an dieser Stelle dringend davon abraten, zwei Wireless-Adapter mit einem gemeinsamen Empfänger zu verbinden! Bei dieser Konstellation ist, über den gemeinsamen Empfänger als Leidtragendem, unkontrollierbar fließender Strom zwischen den beiden USB-Ports …

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 3/2021 des MFI Magazins

Kommentare sind geschlossen.