Kwik Fly Mk3

Phil Krafts Weltmeistermodell Kwik Fly MK3 bei Aumann-RC

Retro liegt voll im Trend. Wieso ist das eigentlich so? Sind es die Erinnerungen an die sogenannten guten alten Zeiten, die meist damit verbunden sind? Oder ist es die Schlichtheit der Flugzeuge im Vergleich zu heutigen Modellen oder das Besinnen auf wirklich Bewährtes im Hobbybereich? Bei der Wiederentdeckung der Retro-Modelle hat wohl jeder Interessierte seine eigenen Gründe. Die Firma Aumann-RC bietet seit geraumer Zeit einige bewährte Modell aus der Zeit an, als die Modellbauwelt noch überschaubar war. Im Wesentlichen sind das Flugzeuge, die ehemals von Graupner oder robbe vertrieben wurden. Allesamt Erfolgsmodelle; im wirtschaftlichen Bereich für die Modellbaufirmen und fliegerisch für die Hobbypiloten.

Die Baupläne und die Explosionszeichnungen geben gute Auskunft über die Positionierung der Teile und den Aufbau. Hier kommen keine Fragen auf. Einige Schiebebilder liegen dem Bausatz bei, weiteres Zubehör ist bei Aumann-RC erhältlich.

Vor rund 50 Jahren war die Anschaffung eines neuen Modells ein richtiges »Gesamtprojekt«. Da hörte man nicht wie heute oftmals: »Ich habe mir mal schnell den Flieger XY von Z-Modellbau im Netz bestellt. Mal sehen, wie der fliegt«. Da wurde lange recherchiert, bei erfahrenen Vereinskameraden um Rat gebeten und natürlich auch das Taschengeld angespart. Und dann wurde vom neuen Modell geträumt, wie es sich wohl aufbauen und bespannen lässt oder später auch fliegen wird. Es war immer eine längere Sache, bis das neue Modell dann auf dem Modellflugplatz einsatzbereit war. Ok, das ist heute bei den Anhängern der Retro-Modelle auch nicht mehr so, aber das Träumen …

Die Attrappe der im 3D-Drucker hergestellten Motorattrappe eines OS 61 FX-Glühzünders ist täuschend echt im Detail. Nur beim Drehen des Propellers merkt man, dass hier mit der Kompression etwas nicht stimmen kann. Diese Replik ist sogar mit Dreikammer-Dämpfer und Düsennadel versehen. Und es gibt sogar ein Einschraubloch für eine echte Glühkerze. Mit dem Kurbelgehäuse der Attrappe wird der eigentliche E-Antrieb vollständig abgedeckt.

Lieferumfang

  • alle zum Bau benötigten Holzteile, wie Spanten, Rippen, Leisten, Beplankungsmaterial
  • fertig formgefräste Randbögen
  • lenkbares Dreibeinfahrwerk (ohne Räder)
  • Dekor (Wasserschiebebilder)
  • klare Kabinenhaube
  • Bauplan mit Bauanleitung
Vorbildlicher Lasercut der Bauteile. Nur minimale Energie wurde zum Austrennen eingesetzt. So sind die Schnittflächen gerade einmal rehbraun und brauchen nicht mehr übergeschliffen zu werden, damit der Leim ins Holz zeihen kann. Die Verzapfungen passen perfekt und es ergeben sich an den zusammenzufügenden Bauteilen hervorragende Kraftschlüsse.

Nach besten Bau- und Flugerfolgen mit dem Middle Stick (siehe MFI 7 / 2021) von Aumann-RC wollten wir natürlich auch sehen, wie es sich um das Topmodell Kwik Fly MK3 verhält. Es war der absolute Star im Graupner-Katalog vor rund 50 Jahren. 1967 gewann der Amerikaner Phil Kraft die Weltmeisterschaft in der Klasse RC-1 mit diesem Modell. Wer damals solch einen Flieger auf dem Modellflugplatz auspackte, war der unangefochtene King. Die Jugendlichen mussten sich meist auch aus finanziellen Gründen mit dem Middle Stick begnügen (und das war auch schon etwas!); die Kwik Fly MK3 war als Expertenmodell meistens den »Großen« vorbehalten. Das ist heute anders; gut so! Für den Bausatz aus gefrästen und gelaserten Bauteilen mit diversem Zubehör werden bei Aumann 179 Euro aufgerufen. Absolut nicht zu viel für dieses Modell.

Der Rumpf wird als Kastenrumpf aufgebaut. Im Grunde genommen benötigt man hier keinen Bauplan. Der Rumpfboden und die aufgesetzten Spanten geben die Form vor. Die einzelnen Teile fügen sich sehr gut ineinander, vorzugsweise wird mit Holzleim gearbeitet.

Nach wenigen Tagen wird es geliefert, und die Freude beim Auspacken ist groß. Das liegt natürlich auch am enorm hohen Wiedererkennungswert, wenn man das Modell vor einem halben Jahrhundert schon einmal gebaut hat. Es liegen ein originaler Bauplan, die Baubeschreibung sowie die hochgeschätzte Explosionszeichnung des gesamten Rohbaus bei. »Ja, so soll es dann werden …«. Zudem sticht die Qualität der gefrästen und gelaserten Bauteile gleich ins Auge. Perfekt.

Unser MFI-Baumeister und Testpilot Georg van Loo aus Leer setzt einen 63 mm-Torcster-Spinner ein. Er passt gefällig in die Linienführung des Rumpfs, ist superstabil und verfügt auch noch serienmäßig über intelligent ausgeschnittene Lüftungsschlitze zur Kühllufteinfuhr. Durch die winkligen Einfräsungen schaufelt sich der Spinner die Kühlluft quasi selbst hinein. Perfekt.

Die damals oft ausgefranzten Kanten der Stanzteile oder eingedrückten Enden der Rippen im Graupner-Bausatz gibt es hier nicht. Auch sind die jetzigen Laserschnitte mit einer so minimalen Energie eingebracht, dass sie nicht schwarz verkohlt sind, sondern nur leicht rehbraun. Somit brauchen sie auch nicht mehr nachgeschliffen werden, damit der Weißleim ins Holz einziehen kann. Super.

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 11/2021 des MFI Magazins

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