Erstflug der Junkers A60

Die neue Junkers A60 mit Einziehfahrwerk hat ihre ersten Flüge absolviert.
Wellblech-Bauweise trifft bei diesem Zweisitzer ohne historisches Vorbild auf Hightech.

Auf dem verschneiten Schwarzwald-Flugplatz Donaueschingen rollt Anfang Dezember eine ungewöhnliche Maschine zur Runway. Der Tiefdecker sieht mit seiner Wellblech-Bauweise einerseits nostalgisch aus. Andererseits ist ein Glascockpit mit großen Displays eingebaut. Der Zweisitzer beschleunigt nun flott und hebt nach etwa 150 Metern ab. Sein Erprobungspilot lässt das Einziehfahrwerk bei diesen ersten Flügen aus Sicherheitsgründen ausgefahren. Etwa 15 Minuten später erfolgt die problemlose Landung. Die Freude bei den Verantwortlichen ist groß. Denn die völlig neue A60 der Junkers Flugzeugwerke hat ihren offiziellen Erstflug erfolgreich absolviert. Es gibt bereits ein Schwestermodell zu diesem Ultraleichtflugzeug: die Junkers A50 Junior. Diese nutzt die gleichen Tragflächen, auch das Leitwerk ist identisch. Aber der Rumpf und die Konfiguration der beiden Maschinen unterscheiden sich deutlich. 

Die einmotorige A50 Junior mit zwei Sitzen hintereinander war allerdings vor 90 Jahren kein wirtschaftlicher Erfolg für Luftfahrtpionier Hugo Junkers. Lediglich 69 Exemplare mit der Junkers-typischen Wellblech-Außenhaut wurden in den 1930er Jahren in Dessau gebaut. Das Zehnfache hatte man sich erhofft. In der Zeit nach der Weltwirtschaftskrise 1929 hatten die Menschen allerdings andere Sorgen, als über die Anschaffung eines kleinen Propellerflugzeugs nachzudenken. Die damaligen Exemplare bewiesen immerhin, dass selbst mit nur 80 PS Fernflüge möglich sind. So erkundet ein Pilot mit der Maschine Afrika. Die deutsche Flugpionierin Marga von Etzdorf schaffte es 1931 sogar in ihrer A50 Junior, von Berlin aus in mehreren Etappen über Moskau bis nach Japan zu fliegen. 

Die Retro-A50 fliegt seit 2022 als Ultraleichtflugzeug, erste Serienflugzeuge sind ausgeliefert. Die neue A60 dürfte dank des Dreibein-Einziehfahrwerks deutlich schneller sein als die A50 mit ihren etwa 140 bis 160 km/h Reisegeschwindigkeit. Zudem sind bei ihr die Sitze neben- und nicht wie bei der Junior hintereinander angeordnet. Für die A60 mit etwa zehn Meter Spannweite gibt es allerdings kein historisches Junkers-Vorbild. Dass die neue Junkers A60 realisiert werden konnte, liegt an der noch recht jungen 600-Kilogramm-Klasse innerhalb der ultraleichten Luftfahrzeuge in Europa. Diese durften früher nur maximal 472 kg beim Abflug wiegen. Damit wäre die A60 nicht zu verwirklichen gewesen. Denn leer wiegt sie um 380 kg. Dazu kommen Pilot oder Pilotin mit angenommenen 85 kg, ein Passagier gleichen Gewichts und Treibstoff für mindestens eine Stunde. Da diese neue europäische Klasse mit 600 kg Abfluggewicht für schwerere Ultraleichtflugzeuge auch in Deutschland gilt, passt die A60 genau hinein. 

Die Anforderungen für die Zulassung eines modernes Ultraleichtflugzeug sind allerdings hoch. So muss ein sogenanntes Gesamtrettungssystem an Bord sein. Bei der Junkers A60 schießt im Notfall nach manuellem Auslösen durch den Piloten ein Fallschirm aus dem Rumpfrücken. An diesem sinkt das komplette Flugzeug zu Boden. Die Insassen bleiben dadurch meist völlig unversehrt. Ein Ultraleichtflugzeug muss zudem dokumentierte Belastungsprozeduren überstehen. So wird etwa festgestellt, ob die …

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 3/2024 MFI Magazin.

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