Segler ESSO

Antiksegler ESSO
Der fliegt wie geschmiert

Durch Zufall gelangte vor vielen Jahren der Original-Bauplan des Antikmodells ESSO von 1941 in meinen Besitz und schlummerte seitdem in einer Schublade vor sich hin. »Irgendwann musst du den unbedingt mal bauen!« dachte ich jedes Mal, wenn mir die Unterlagen beim Stöbern wieder in die Finger kamen. Der ungewöhnliche Name und die markante Silhouette des Modells hatten es mir angetan und im Frühjahr 2021 war es schließlich so weit: Ich fing an, mich intensiver mit diesem Segler und seiner Geschichte zu beschäftigen.

CNC-Fräse statt Laubsäge!ng im Jahre 1941

Da ich mir das mühevolle Aussägen der Sperrholz-Spanten und -Rippen ersparen wollte, begab ich mich auf die Suche nach einem Anbieter von Holz-Frästeilen. So kam es zum Kontakt mit der Firma Aeroplan, die in der Antikmodell-Szene mit ihren inzwischen mehr als 50 Antikmodell-Baukästen gut bekannt ist. Rippen und Spanten werden bei Aeroplan auf computergesteuerten Fräsen mit hoher Genauigkeit gefertigt, benötigte Leisten aus Kiefern- oder Balsaholz liegen als Meterware bei. Der Spaß beim Bauen bleibt dabei gleich, das zeitraubende Aussägen per Laub- oder Dekupiersäge entfällt jedoch. Mit meinen Original-Unterlagen konnte ich Aeroplan nicht nur überzeugen, mich beim Bau des ESSO zu unterstützen.

Ein kleiner Schatz: Die 80 Jahre alten Original-Bauunterlagen in deutscher und
französischer Sprache umfassen Baupläne, Pausbogen, Stückliste,
Schiebebildern und sogar eine Antwort-Postkarte!

Es wurde kurzerhand entschieden, zwei ESSO-Baukästen im Programm aufzunehmen. Eine Version getreu dem Originalplan mit Spannweite 190 cm und einteiliger Tragfläche sowie eine zweite Ausführung mit geteilter Fläche und 200 cm Spannweite. Um das Mehrgewicht für die Flächensteckung zu kompensieren, wurden bei der größeren Variante die Flächenhälften um jeweils ein Rippenfeld vergrößert. Aus Platz- und Transportgründen entschied ich mich für die Ausführung mit geteilten Flächen und freute mich auf die Zusendung des Baukastens.

Jetzt kann es losgehen: CNC-gefräste Rippen und jede Menge Kiefernleisten.
Nicht weniger als neun unterschiedliche Leisten-Formate werden verwendet;
da hilft es schon, diese vor dem Bau zu sortieren und einzeln zu beschriften.

Der Bau von Antikmodellen hat für mich einen besonderen Reiz, da es an einigen Stellen hinsichtlich der Bauausführung noch Freiraum gibt. Diesen darf bzw. muss der geneigte Erbauer mit etwas Hirnschmalz selbst füllen. Das betrifft nicht nur den Einbau der RC-Komponenten. Es geht auch um kleine Details, über die man im Voraus nachdenken sollte, um nachfolgende Baustufen einfacher zu meistern. Wie bei jedem (Antik-)Modell ist es ratsam vor Beginn alle Teile erst einmal zu sichten und die Anleitung in Ruhe zu studieren. Letztere ist beim Baukasten des ESSO sehr umfangreich und besteht aus verschiedenen Plänen, Pausbögen sowie einem Beiblatt, in dem Änderungen gegenüber dem Original und einige Tipps beschrieben sind.

Zusätzliche Balsa-Halbrippen helfen beim Aufkleben
der Beplankung an der Wurzelrippe.

Tragfläche mit aerodynamischen Feinheiten

Der Bau des ESSO erfordert lediglich ein normales Baubrett. Eine aufwendige Helling oder sonstige spezielle Vorrichtungen sind nicht erforderlich. Somit kann sich jeder mit etwas Erfahrung im Umgang mit Holz und Weißleim an dieses Antikmodell heranwagen. Begonnen habe ich mit den beiden Flächenhälften, die über einen 4 mm-Stahldraht ohne V-Form miteinander verbunden werden. Beim Hauptflügel kommt ein einfaches Clark Y-Profil zum Einsatz, das ausreichend Auftrieb beim Segeln liefert.

Hier wird die Beplankung aus 0,4 mm dünnem Sperrholz aufgebracht;
am Hauptholm kommt Weißleim zum Einsatz.

Die abgeknickten Außenflügel sorgen für eine hohe und den Piloten entspannende Eigenstabilität des Modells. Um Strömungsabrissen vorzubeugen, hat Arnold Degen hier etwas Besonderes ausgetüftelt und sowohl eine aerodynamische Schränkung (Profilstrak von Clark Y auf ein halbsymmetrisches Profil) als auch eine geometrische Schränkung (Verwindung des Außenflügels um 4 mm, gemessen an der äußersten Rippe) vorgesehen.

Sperrholz-Halbrippen sorgen bei den Außenflügeln für einen
sauberen Konturverlauf der Beplankung an der Nahtstelle zum Hauptflügel.

Die Tragflächenoberseite wurde im Original vom Hauptholm bis zur Nasenleiste mit »mittelstarkem Zeichnungspapier« beplankt. Da ich in meiner Restekiste noch ein paar Streifen 0,4 mm-Sperrholz hatte, kam beim Testmodell dieses Material zum Einsatz. Ein kleiner Tipp am Rande: Die Beplankung lässt sich besser aufkleben, wenn an den Außenseiten der Wurzelrippen zusätzlich Halbrippen aus Balsa angebracht werden und man die Zwischenräume, dort wo die Flügelrippen auf die 3 x 6 mm-Kiefern-Nasenleiste treffen, mit Balsastücken auffüttert. Beim Aufkleben der zugeschnittenen Beplankungsteile wende ich folgende Methode an:

Hier werden die beiden Rumpfsegmente miteinander verbunden.
Die vorne überstehenden Gurte werden beim Verleimen mit
Gummiringen gesichert und erst später auf Länge gesägt.

Zuerst wird das hintere Ende der Beplankung per Holzleim auf den Hauptholm geklebt; danach schmiegt man die Beplankung an die Kontur der Rippen und sichert die Verbindung Rippe für Rippe mit Sekundenkleber. Im letzten Schritt, beim Ankleben der Beplankung an der Nasenleiste, kommt wieder Holzleim zum Einsatz. Es gilt hier die goldene Regel: Man kann beim Kleben gar nicht genug Klammern zum …

Den ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 01/2022 des MFI Magazins

Kommentare sind geschlossen.