Projekt – Eigenbau Yokosuka K5Y1

Mit diesem Beitrag ist Marco Penk bestrebt, gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zunächst möchte er zum Selbstbau animieren und hat sich dafür – was auf den ersten Blick nicht zu sehen ist – eine vergleichsweise einfache Konstruktion ausgesucht. Deshalb ist dieses Projekt – Fliege zwei – durchaus auch für Jugendliche und Bau- Unerfahrene geeignet. Ganz gegen den Trend geht seine Absicht, hier gleich auch noch eine Lanze für den Verbrennerantrieb zu brechen (Fliege drei). Und schließlich lehnt sich sein Modell an ein Original an, das hierzulande kaum jemandem bekannt sein dürfte.

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Es gibt sicher viele Modellpiloten, die erinnern sich an die Warenauslagen in den Fachgeschäften, die vor über 20 Jahren nicht beherrscht wurden von Elektromotoren der verschiedenen heutigen Handelsmarken, sondern von Verbrennungsmotoren – meist Zweitakter – eines ganz bestimmten Herstellers. Wollte man damals ein Modellprojekt beginnen, ging man in einen »Spielzeugladen für Erwachsene« und hatte kaum die Qual der Wahl, denn die Motorenauslage wurde dominiert von O.S.-Engines-Produkten aus Japan. Stand man vor dem Händler, fragte der schlicht: »Welcher Hubraum darf’s denn heute sein?« Wie vermisse ich diese gute alte Zeit.

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Die Rippentragfläche mit einfachem, aber leichtem Randbogen.

Auffällig war damals auch, dass zwar japanische Modellmotoren überall dominierten, dass aber so gut wie nie japanische Flugzeuge mit diesen befeuert wurden. Auch heute findet man Bausatzmodelle japanischer Flugzeuge eher selten, außer dem ganz allgemein bekannten japanischen Jagdflugzeug am Ende des Alphabets mit dem Anfangsbuchstaben Z. Dass vor dem Z der Mitsubishi A6M Zero das Y wie Yokosuka steht, dürfte den wenigsten Lesern bekannt sein. Und das betrifft nicht nur die Buchstabenfolge im Alphabet – auch in der fliegerischen Realität der Piloten, insbesondere in Sachen Ausbildung, stand die Yokosuka K5Y1, von der der vorliegende Bericht handelt, vor der Zero, war sie doch das Schulflugzeug, auf dem im Rahmen der fliegerischen Ausbildung tausende Piloten der Kaiserlich Japanischen Marineluftstreitkräfte ausgebildet wurden.

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Erste Bauphase: Es wurde kein Plan gezeichnet, sondern auf ein Balsaholzbrett die Rumpfform gezeichnet, die EWD eingemessen, das Brett auf Form gebracht und der Ausschnitt für die untere Tragfläche eingeschnitten. Der vordere Bereich wurde mit dünnem Flugzeugsperrholz verstärkt, im hinteren dienen …

Wenn man also mal etwas ganz anderes haben will, dann bleibt nur der Eigenbau. Bei dieser Feststellung enden bei mir dann oft die geträumten Projekte und landen in Form der vorhandenen Dreiseitenansicht in der Schublade. Diesmal hatte ich statt A aber schon O.S. gesagt und war in den Besitz eines O.S. Max 15 FP gekommen. Den hatte ich als Jugendlicher als meinen ersten Verbrenner beschafft, und aus Sicht eines Jugendlichen wollte ich das Eigenbauprojekt angehen.

Nicht nur das Selbstkonstruieren von Flugmodellen, sondern auch der Umgang mit thermodynamischen Kraftmaschinen, der früher für uns selbstverständlich war, ist heute für viele ein völlig unbekanntes Feld. Dabei ist der Betrieb eines Verbrenners sehr einfach, erfordert jedoch eine gewisse Sorgfalt. Ganz wie bei den Großen muss so ein Antrieb, auch wenn es nur ein einfacher Zweitakter ist, mit einer Checklistenmethodik bedient werden – eine Art Bedienungsanleitung, die viele ungern lesen oder höchstens in Form eines Bilderbuchs akzeptieren. Aber die Sache kann auch ihren Reiz haben, denn wie in der manntragenden Fliegerei ist auch bei den Modellen das Einhalten der Betriebsregeln und Wartungsvorschriften des Antriebs Bedingung für den sicheren Flug.

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Schon im frühen Baustadium durfte der Motor probesitzen, um die Lage der Stellstange für das Gasservo festzulegen. Außerdem wurden die Lagen der Bohrungen für die Kraftstoffschläuche ermittelt und alle Bohrungen eingearbeitet.

Der Yokosuka-Bericht soll nicht nur als kleiner Anreiz gelten, einmal einen Eigenbau zu realisieren, sondern auch, um mit einem  Zweitakt-Beginnerantrieb den Einstieg in die sehr interessante Verbrennerfliegerei zu finden. Als Ansporn gerade für die jüngeren Leser, etwas Ähnliches anzufangen, wählte ich ein etwas kleineres und damit überschaubares Projekt.  Es scheint mir sehr gut geeignet, sich langsam an mögliche ambitioniertere Vorhaben heranzutasten, denn man lernt ungemein viel dazu, wenn man jedes Konstruktionsdetail selber entwickeln muss. Die Konstruktion wurde betont einfach  gehalten, um etwaigen Nachahmern zu zeigen, mit wie wenig Aufwand ein hübsches Modell entstehen kann.

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Die Kohlefaserstangen ragen ein Stück aus dem Motorhaubenring heraus. Dieser besteht aus dünnem Flugzeugsperrholz, das zu einem Ring verklebt, mit Balsholz beschichtet und profiliert wurde.

Noch ein paar Worte zu dem Original: Yokosuka ist nicht der Name des Konstrukteurs, sondern eine bedeutende japanische Militärhafenstadt, die ähnlich wie Wilhelmshafen im Deutschen Kaiserreich im 19. Jahrhundert entstand und Hafen, Werften und Marinearsenale besaß. In so einem Marinearsenal wurden einige Yokosuka-Schulflugzeuge gefertigt, jedoch trägt das Flugzeug den Namen vordergründing wegen der Kaiserlich Japanischen Marineschule in Yokosuka, in der viele Piloten ausgebildet wurden. Konstruiert und erprobt wurde das Flugzeug von der Kawanishi Aircraft Company, die dann Lizenzen an Firmen wie Mitsubishi, Hitachi, Nakajima und auch an das Marinearsenal in Yokosuka  vergab.  Das Flugzeug wurde auch als Schwimmerflugzeug zur Schulung eingesetzt. In Dienst gestellt wurde es 1934, und es wird wohl ein Großteil der japanischen Marinepiloten auf dem Muster geschult worden sein.

 

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 11/2015 des MFI Magazins.

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