Letov LF-107 Lunák – Scale-Oldtimer im Großmodellformat

Die Weihe aus der Tschechischen Republik

Mit der zum Bausatz weiterentwickelten Foka im Maßstab 1 : 2,2 unseres Autoren Wolfgang Mache hatte die Firma KD-Flugmodellbau einen tollen Erfolg erzielt. Nun sollte ein ähnlicher Klassiker als Großmodell die Angebotspalette erweitern. Wolfgang Mache sollte wieder ein Grundgerüst konstruieren, die Vervollkommnung zum abformbaren Urmodell und den Flächenbau wollte Klaus Dräger von KD-Flugmodellbau übernehmen.

Also beauftragte ich wieder meine Freunde bei der rumänischen Firma AFT, CNC-geschnittene Styroporsegmente für den Bau der Urform für einen Letov LF-107 Lunák herzustellen. Dieses Verfahren hatte sich auch schon für die Foka bewährt. Es sollte aber nicht einfach nur ein weiteres Dickschiff gebaut, sondern mit dem Maßstab 1 : 2,25 etwas kleiner konstruiert werden, so dass der stattliche Segler unterhalb der 20-kg-Marke gehalten werden kann. Durch die vielfältigen Verwölbungsmöglichkeiten der Flächen sollte die Lunák ein hervorragendes Modell für Acro-Wettbewerbe und darüber hinaus werden.

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Das Original
Der Entwurf des Seglers entstand kurz nach dem Krieg, im Juni 1948 wurde der erste Prototyp eingeflogen. Der Segler war als Kunstflugzeug konzipiert und zeigte gute Leistungen; diverse Detaillösungen bei der Konstruktion waren für die Zeit bemerkenswert. Die Prototypen wurden im Ausland präsentiert und im Wettbewerb mit Erfolg eingesetzt. Zu den beiden Prototypen kamen gesichert noch 73 weitere Lunáks hinzu, Quellen aus östlichen Staaten berichten von bis zu 200 produzierten Maschinen. Die ganz aus Holz gefertigten Maschinen waren sehr robust und ermöglichten einen nahezu uneingeschränkten Kunstflug – die damals von zwei Lunáks simultan durchgeführten gerissenen Rollen im Doppel-F-Schlepp muss heute erst mal einer nachmachen!

Die Lunák diente in etlichen Ländern des ehemaligen Warschauer Pakts als Kunstflugtrainer, besonders für angehende MiG-15 Piloten. Schon im August 1951 flog der Prototyp eines neuen Segelflugzeugs, das dem Lunák nicht aus Zufall ähnlich war. Die XLF-207 Laminar sollte die Nachfolge der Lunák antreten. Sie gehörte zu den ersten motorlosen Flugzeugen der Welt mit Laminarprofil. Leider wurde nur dieser eine Prototyp gebaut; das Projekt wurde letztlich aus Geldmangel eingestellt. 1952 wurden auf Weisung der Regierung die meisten Lunáks zerstört bzw. defekte Maschinen nicht mehr repariert. Derzeit gibt es weltweit vermutlich noch neun flugfähige Exemplare.

Das Modell
Warum der ganze Aufwand einer Neukonstruktion? Die Lunák ist als Modell selten anzutreffen, die Formgebung macht sie außergewöhnlich und zudem gab es sie bislang in dieser Größe noch nicht. Im Rahmen der Aufgabenteilung mit Klaus Dräger und den rumänischen Freunden blieb der Arbeitsaufwand zudem auch überschaubar. Also wurden gute Dreiseitenansichten des Originals beschafft, eingescannt und der Rumpf mittels CAD-Programm in 10 cm starke Sektionen aufgeteilt. Eine computergesteuerte Styroporschneidemaschine schnitt aus 10 cm dicken Styroporplatten in dichterer Deko-Qualität die einzelnen Rumpfsegmente aus.

Irgendwann klingelte es an meiner Tür und Emanuel Popp, Chef der rumänischen Firma AFT, stand höchstpersönlich mit zwei riesigen Kastenkoffern vor mir, der mit den Styrosegmenten für einiges Aufsehen beim Zoll am Flughafen gesorgt hatte. Die Überraschung war groß und sogleich wurden die einzelnen Segmente auf ein langes 30er Alurohr aufgefädelt. Die entsprechenden Führungslöcher waren natürlich mit eingeschnitten worden. Ein riesiger Rumpf inklusive Kabinenhaube stand vor uns und blieb das ganze Wochenende zum Anschauen stehen. Das Tragwerk sollte als Styro-Furnier-Sandwich hergestellt werden, die Kabinenhaube von Ulmer gezogen werden und um die nötigen Zubehörteile wie Fahrwerk, Sitz, etc. wollte sich Klaus Dräger kümmern. Mittlerweile ist die Lunák zur Serienreife gebracht worden und als Bausatz bei KD-Flugmodellbau erhältlich. Mir ging es dabei um die Verwirklichung eines fordernden Projekts und natürlich den damit verbundenen Spaß.

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 6/2016 des MFI Magazins.

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